Die Fitness-Branche von Withings mussten in den letzten Jahren einiges mitmachen: Nach einem Verkauf und Relaunch unter dem Namen „Nokia Health“ kam die Marke dieses Jahr schon wieder unter den Hammer und ging diesmal an einen der ursprünglichen Mitgründer Withings‘. Nichtsdestotrotz wird mit der Steel HR, einer schicken Uhr mit Fitnesstracking- und Vernetzungs-Funktionen, eines der Flaggschiffe nach wie vor unter dem Namen Nokias verkauft. Ebendiese Uhr durften wir nun eine Weile lang testen.
Die Geschichte der Nokia Steel HR
Unabhängig des Übernahme-Wirrwarrs um die Gesundheits-Produkte aus dem Hause Nokia ist auch die Entwicklungsgeschichte der Produkte spannend: Ich kann mich noch an einen Test der Withings Activité Pop aus dem Jahr 2015 erinnern, bei der die Uhr zwar designtechnisch einen guten Eindruck machte, sich funktional aber auf Bewegungsmessung beschränkte. Auch eine private genutzte Withings Activité Steel machte sich zwar gut im Bereich des Fitnesstrackings, bot aber sonst nicht allzu viel. Im Dezember letzten Jahres wurde nun die Steel HR unter neuer Marke und mit vielversprechenden Verbesserungen gegenüber den Vorgängermodellen auf den Markt geworfen.
Um die Steel HR zu verstehen, hilft es vielleicht, die Geschichte der Vorgängermodelle mit einzubeziehen. Größte Kritikpunkte nicht nur meinerseits waren die fehlende Unterstützung für das Anzeigen von Benachrichtigungen, das Ausbleiben einer Pulsmessungsfunktion sowie die Verwendung einer Batterie anstelle eines wiederaufladbaren Akkus. Und tatsächlich wurden all diese drei Punkte angegangen.
Dank eines monochromen Displays können nun auch Benachrichtigungen angezeigt werden, mit dem neuen Pulsmesser auf der Rückseite der Uhr wird ganz automatisch die Herzfrequenz des Nutzers überwacht und der Akku der Uhr hält nun zwar nicht mehr fast ein Jahr lang, sondern nur einen knappen Monat, kann aber komfortabel über ein mitgeliefertes Ladedock aufgeladen werden. Die Stärken der Vorgängermodelle, namentlich das elegante Design, die verhältnismäßig immer noch gute Akkulaufzeit sowie die ausführlichen Analysemöglichkeiten über die zugehörige Health Mate App auf dem Smartphone des Nutzers, bleiben dabei erhalten.
Soweit die Daten auf dem Papier. Doch wie schlägt sich die Uhr im Alltagstest? Gut und schlecht zugleich! Gut deshalb, weil die zusätzlichen Funktionen dem Nutzer viele neue Möglichkeiten eröffnen, ohne ihn in irgendeiner Weise zu limitieren. Ja, die Uhr ist ein bisschen dicker als beispielsweise die Activité Steel, aber das nimmt man für das kleine, aber hilfreiche Display, einen Pulssensor und den wiederaufladbaren Akku sehr gerne in Kauf.
Die Möglichkeit, Benachrichtigungen vom Smartphone weiterzuleiten heben die Uhr einfach auf ein komplett neues Level, weg vom Fitnesstracker, hin zur Smartwatch. Im Vergleich zur Withings Activité Steel macht die Steel HR deutlich mehr Spaß – das Handy kann öfters stumm und in der Tasche bleiben, weil man zum Beispiel wichtige Anrufe über die Uhr mitbekommt. Auch die verbesserte Wasserdichte bis zu 50m Tauchtiefe beeindruckt.
Doch wieso schlägt sich die Uhr trotz all dieser Vorteile doch zugleich auch schlecht im Alltagstest? Deshalb, weil sie zwar innerhalb ihrer Möglichkeiten sehr viel herausholt, aber immer noch durch ebendiese Möglichkeiten limitiert ist. Das Display ist hier das Hauptproblem: Man bekommt zwar mit, wenn ein Anruf eingeht, aber man kann dennoch nicht von der Uhr aus telefonieren oder auf andere Art und Weise interagieren. Man bekommt zwar mit, dass eine Nachricht eingetroffen ist, aber bis der Text auf dem kleinen Display durchgelaufen ist, könnte man auch schneller das Handy herausholen und sofort antworten.
Man kann sich zwar den Kalorienverbrauch über den Tag hinweg anzeigen lassen, muss aber erst über den Seitentaster der Uhr durch die verschiedenen Modi navigieren. Das alles ist kein Beinbruch, gerade wenn man das herkömmliche, schlichte Design als besonderes Alleinstellungsmerkmal der Steel HR betrachtet, aber wenn ich an meine üblicherweise bevorzugte Apple Watch denke, fehlt mir hier einiges an Visualisierungs- und Interaktionsmöglichkeiten. Leider musste ich in meinem Test zudem manchmal Probleme bei der Pulsmessung feststellen, als die Uhr während eines Workouts dauerhaft die exakt halbe Herzfrequenz aufgezeichnet hat.
Fazit zur Uhr und Steel HR kaufen
Die Frage, ob die Uhr für einen geeignet ist, ist letztendlich wie so oft eine Geschmacksfrage. Während mittlerweile viele Smartwatch-Hersteller Funktion wichtiger als das Aussehen und die Form einschätzen (weshalb die Apple Watch zum Beispiel auch kein rundes Display hat), verfolgt Nokia seit jeher einen anderen Ansatz und holt dabei dennoch erstaunlich viel Funktion aus einem eigentlich sehr schlichten Design heraus. Diese Lösung kann für viele sicherlich sehr interessant sein, nur bleibe ich persönlich, wenn ich nicht in Sonderfällen auf eine lange Akkulaufzeit meiner Smartwatch angewiesen bin, lieber bei der leistungsstärkeren Apple Watch.
Alle, die sich eher von dem Ansatz der Steel HR angezogen fühlen, können die Uhr (und das ist auch ein gewaltiger Vorteil gegenüber anderen Smartwatches) schon ab 180 Euro unverbindlicher Preisempfehlung, im Angebot sogar oft deutlich günstiger bei verschiedenen Händlern erwerben. Die Nokia Steel HR gibt es dabei in verschiedenen Größen, Farben sowie mit Armbändern unterschiedlicher Farbe und verschiedenen Materials.